Der Windpark Senj I
In den nördlichen Ausläufern des Velebit in Kroatien entstand eine der weltweit leistungsfähigsten Anlagen zur Erzeugung von Energie durch Wind. Der Bau und Betrieb des Windparks in Senj wurde dabei von der Wallenborn Gruppe, gemeinsam mit ortsansässigen und ausländischen Unternehmen, geplant und umgesetzt.
Die Stadt Senj liegt an der nördlichen Ostküste der kroatischen Adria zwischen den Städten Rijeka und Zadar zwischen dem Meer und einem unfruchtbaren Tal, im Grenzgebiet zwischen den Gebirgen Velebit und Kapela. Die Stadt zählt etwa 10.000 Einwohner und gehört zur kroatischen Gespanschaft Lika-Senj.
Das Klima in der Stadt Senj und ihrer näheren Umgebung weist eine Besonderheit auf: In der Region Lika-Senj wechseln sich auf einem 25 km breiten Luftkorridor vier klimatische Grundtypen ab. Diese vier Klimazonen machen die Region einerseits zu einem beliebten Reiseziel für Kurgäste und Touristen, die die dortige reine und gesunde Luft schätzen.
Die Reinheit der Luft ist eine Folge der Bora, ein Wind, der mit seinen hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten zu den stärksten der Welt zählt – die Böen können bis zu 210 km/h erreichen. Als trockener und kalter Fallwind ist er im Sommer, vor allem aber im Winter typisch für die kroatische Adriaküste. Er entsteht im Likaer Hochtal und führt in den Klüften und am Westhang des Velebit sein stürmisches Dasein, um später über den Wässern der Adria abzufallen.
Der Standort des Windparks befindet sich etwa 4,5 km nordöstlich der Stadt Senj im Bezirk Licko-Senjska Županija in den nördlichen Ausläufern des Velebit-Gebirges. Anhand von durchgeführten Windgutachten eignet sich dieses Gebiet deshalb besonders für die Erzeugung von Strom durch Windenergieanlagen.
Aufgestellt wurden zunächst 14 Anlagen des Herstellers Vestas – die V90 – 3,0 MW – mit einer Nennleistung von 3 MW pro Anlage in Höhen zwischen 613 Metern und 787 Metern über NN.
Aufgrund der Nordostwinddrift am Standort, können Erträge des Windparks durch Winde aus nordöstlichen und südwestlichen Richtungen verzeichnet werden. Bei einer Nabenhöhe von 80 Metern kann eine mittlere Windgeschwindigkeit von 8,8 m/s gemessen werden.
Da sich der Standort um ein Starkwindgebiet handelt, das von extremen und plötzlichen Windaufkommen gezeichnet ist, ist ein spezielles Bora-Frühwarnsystem entwickelt worden, um Überbeanspruchungen der Windenergieanlagen und dadurch technisch bedingte Ausfallzeiten zu minimieren. Dieses Frühwarnsystem soll sicherstellen, dass vor Eintreffen extremer Windbedingungen, die außerhalb der Produktspezifikation der Vestas V 90 – 3,0 MW liegen, die Windenergieanlagen ausgeschaltet werden.
Abgesehen von der Bora, hat sich die Entwicklung des Windparks auch in vielerlei anderer Hinsicht als Herausforderung bewiesen.
Kroatien gehörte damals noch nicht zur EU. Es war daher besonders schwierig, die landesspezifischen Bedingungen zu erfüllen, um mit der Realisierung des Projektes beginnen zu können. Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen mussten für die Mitarbeiter angefordert werden und auch jegliche andere Zulassungen für die Bereiche Elektrik, Installation und Netzanschluss.
Des Weiteren gab es zu der Zeit in Kroatien noch keinerlei vergleichbare Projekte, von denen man hätte lernen können während der Genehmigungs- und Entwicklungsphase – das Projekt Senj I war der erste Windpark, der für den Anschluss an die 110kV-Hochspannungsebene geplant, entwickelt und gebaut wurde. Die ganze Genehmigungs- und Entwicklungsphase, und die für Deutschland selbstverständlichen Bedingungen, mussten an die Regeln und Normen Kroatiens angepasst werden.
Auch das schwierige Gelände im Hinterland von Senj musste gemeistert werden – mit den engen Serpentinenstraßen der Region stellte sich der Transport und die Beförderung, z.B. der 45m-langen Rotorblätter schnell als Herausforderung raus.
Durch die hoch motivierte Arbeitsleistung, mit dem ständigen Ziel vor Augen, den größten Windpark Kroatiens zu errichten, hat das Projektteam der Wallenborn Gruppe, gemeinsam mit allen beteiligten Unternehmen, alle Hindernisse mit Rekordleistung überwunden und dieses außergewöhnliche Projekt vollendet.